06. Dec 2024
Nikolaus und Weihnachtsmann - heute digital?
Nikolaus war eigentlich ein Bischof, der um 200-300 gelebt hat. Einer Legende nach habe Nikolaus, bevor er zum Bischof wurde, drei arme Jungfrauen vor einem Leben auf der Straße bewahrt, indem er ihnen Geschenke zuwarf, die sie als Mitgift nehmen konnten. Heute machen wir es ähnlich zu seinem Gedenken. Der Weihnachtsmann lehnt dabei an Nikolaus an und wurde vor allem in seiner Form mit weißem Rauschebart durch eine große Getränkefirma bekannt.
Beide haben etwas gemeinsam: Sie verschenken Dinge an Kinder und Erwachsene und das in kürzester Zeit. Logistisch ist das eine riesige Herausforderung, vor allem wenn man bedenkt, dass es sowohl den Nikolaus und den Weihnachtsmann schon vor der Digitalisierung gab.
Erwachsene wissen, dass es beide nicht in der Form gibt, zumindest in der Form wie Kinder sich das vorstellen. Aber was wäre, wenn es sie gäbe? Sind beide noch analog oder sind diese schon digitalisiert?
Werkzeug Digitalisierung
Digitalisierung ist immer ein Werkzeug und im Bereich Logistik vor allem dort nützlich, wo kundenspezifische Bestellungen nachvollzogen und gezielt zu ihrem Bestimmungsort gebracht werden müssen. Sozusagen Masse mit Klasse. Würde jeder das gleiche bekommen, bräuchte man theoretisch nur eine Anzahl und könnte dann alles schnell verteilen. Eine Norm ist zum Beispiel ein Briefumschlag, da dieser in den meisten Fällen einfach eingeworfen werden kann und es hierfür in Deutschland den schönen Namen Wurfsendung gibt.
Was passiert aber, wenn es keinen Briefkasten gibt, sondern Schuhe vor der Tür oder es einen Schornstein als Zugang gibt? Wo kommt der Weihnachtsmann heraus, wenn es keinen Kamin gibt? Was macht der Weihnachtsmann, wenn es nur noch eine Wärmepumpe gibt? Und vor allem: Wie schaffen es Nikolaus & Weihnachtsmann ihre Aufträge zu individualisieren?
Nun für alles habe auch ich keine Antwort, aber zumindest individuelle Aufträge sind ein gutes Beispiel, um über eine sinnvolle Art der Digitalisierung zu sprechen.
Masse mit Klasse
Man mag es nicht glauben, aber genau an diesen Herausforderungen arbeite ich zusammen in Projekten mit der Industrie: ich arbeite an Lösungen, um individualisierte Aufträge auch in der Masse zu realisieren. Gehen wir einmal nur von der Produktion aus und lassen wir die Vorplanung außen vor, bräuchte man nun für jeden kleinen Auftrag, wie für eine individuelle kleine Schneekugel, eine Art der Nachverfolgung. Analog würde das beispielsweise mit einem Auftrags- bzw. Laufzettel und einer Auftragsbox funktionieren. In mehreren Stationen würde das zu fertigende Produkt des Auftrages aus der Box genommen, bearbeitet, zurückgelegt und die Schritte auf dem Zettel protokolliert. In der Qualitätsabteilung würden dann Produkt und Laufzettel geprüft und anschließend zum Versand gegeben, Verpackung- und Lieferanweisungen entsprechend der Vorschriften befolgt, ein Adressaufkleber gedruckt und dann zum Versand freigegeben.
Überall jedoch, wo Zettel und Produkt nicht fest miteinander verbunden sind, gibt es immer die Gefahr von Verwechselungen oder Fehlern. Würde man direkt auf das Produkt mit einem Filzstift schreiben, könnte man Verwechslungen und Fehler minimieren, würde jedoch das Produkt nicht mehr schön aussehen lassen.
Produkt bezogener digitaler Laufzettel
Mit der Digitalisierung wird es möglich genau das zu tun: Auf das Produkt zu schreiben, ohne dass das Produkt dadurch hässlich wird. In der einfachsten Form genügt ein Barcode mit einer eindeutigen Nummer, mit der der Auftrag verknüpft wird und in einer Datenbank wiedergefunden werden kann. Auf den meisten High-End-Geräte klebt heute einen Barcode mit ihrer Seriennummer. Für ein Designobjekt wünscht man sich aber keinen Barcode. Durch RFID zum Beispiel kann eine Identifizierung auch ohne optische Makel erfolgen und zudem können in vielen Fällen auch Produktionsrelevante Informationen neben der weltweit eindeutigen ID ergänzt und gespeichert werden. Somit kann ein individuelles Produkt von der Bestellung, über Produktion bis hin zu der Auslieferung geplant und nachvollzogen werden. Aber nicht nur das: Auch alle darum aufbauenden Prozesse können hieran anknüpfen, sodass beispielsweise eine Verpackung mit Pfand auch wieder in den Kreislauf der Produktion zurückfindet.
Stellen wir uns vor, dass wir für Nikolaus keinen Schuh mehr hinstellen müssen, sondern er uns ein kleines Geschenk inklusive des Stiefels liefern würde. Der Nikolaus bräuchte diesen Schuh jedoch für nächstes Jahr wieder. Das heißt, er müsste feststellen können, von wem er schon Schuhe eingesammelt hat, welche Schuhe verloren gegangen sind, welche Schuhe kaputt sind, welche Schuhe demnächst kaputt gehen werden und aussortiert werden müssten und wem er vielleicht eine freundliche Erinnerung aussprechen müsste.
An dieser Stelle würde das digitale Asset-Management und -Tracking ansetzen. Hierfür bekommen auch alle Dinge, die nur indirekt zum Auftrag gehören, eine eindeutige ID und können somit nachvollzogen und in den Kreislauf der Produktion zurückgeführt werden. Das Flaschenpfand ist ein gutes Beispiel, denn hier kaufen wir nur das Getränk. Dieses kann jedoch ohne eigene Verpackung nicht transportiert werden. Eine Flasche kann aber mehrfach der Produktion zurückgeführt werden. Bisher hat eine Flasche keine eindeutige ID. Findet man diese irgendwo in der Natur, weiß man oft nicht, von woher diese kommt und wohin diese gebracht werden sollte.
Nikolaus und Weihnachtsmann – heute digital?
Die Antwort ist ja und nein. Ich denke der Charme von Nikolaus und Weihnachtsmann ist, dass diese Legenden analoger Natur sind. Man braucht keine Technik, um diese Legenden genießen zu können und an deren Traditionen festzuhalten. Oft sieht man Produktionsstätten von Nikolaus und Weihnachtsmann in Büchern, Filmen und Erzählungen in Bezug auf viel Handarbeit. Und hätte ich die Wahl zwischen einer handgefertigten Krippe aus Holz oder CNC gefräst mit RFID-Chip, würde ich die handgefertigte Krippe bevorzugen. Aber bedenkt man, dass Nikolaus und Weihnachtsmann wahrscheinlich auch das Problem der fehlenden Arbeitskräften durch den Austritt der Baby-Boomer-Generation aus dem Arbeitsmarkt haben, wären sie sicherlich dankbar, durch sinnvoll eingesetzte Technik Unterstützung zu bekommen.
In diesem Sinne: eine besinnliche Zeit!